loader image
 

B1德國文化Stolz nackig sein – Wie Deutsch FKK wirklich ist

August 20, 2021by Madeleine0
https://de-mike.com/wp-content/uploads/2021/08/girl-4785448_1920-1280x720.jpeg

Ein spontanes Bad mit meinen Freunden in unserem kleinen Stausee, ein Saunabesuch während kalten und verschneiten Wintertagen oder die wohlverdiente Dusche nach dem Karatetraining – all diese Dinge waren ein fester Bestandteil meiner Kindheit. Dass andere Leute das als ungewöhnlich oder sogar schockierend empfinden könnten, ist mir nie in den Sinn gekommen. Wahrscheinlich fragst du...


Ein spontanes Bad mit meinen Freunden in unserem kleinen Stausee, ein Saunabesuch während kalten und verschneiten Wintertagen oder die wohlverdiente Dusche nach dem Karatetraining – all diese Dinge waren ein fester Bestandteil meiner Kindheit. Dass andere Leute das als ungewöhnlich oder sogar schockierend empfinden könnten, ist mir nie in den Sinn gekommen.

Wahrscheinlich fragst du dich jetzt, was genau denn so schlimm oder besonders an einem Saunabesuch oder einem Bad im See ist. In diesem Artikel werde ich dir erklären, wie die Deutschen saunieren und was das Ganze mit FKK zu tun hat.

Deutschland und FKK 

Wer als Tourist deutsche Strände besucht, den kann es kalt erwischen. Das große Hinweisschild mit “FKK” darauf sagt den meisten Ausländern nichts. Erst wenn man sich auf das Handtuch gelegt hat und die Sonne genießen will, wird einem klar, dass dieser Strand nicht wie die anderen ist. Doch worin unterscheidet sich ein FKK-Strand von einem normalen?

FKK steht für Freie Körper Kultur.

Wahrscheinlich können sich die meisten Ausländer darunter nichts vorstellen. Freie Körperkultur bedeutet nichts anderes als das Recht, nackt sein zu dürfen. Natürlich nicht überall, auf der Straße nackt zu sein, ist auch in Deutschland verboten.

Geht man in Deutschland hingegen in eine Sauna, ist diese fast immer textilfrei. Das bedeutet, man muss nackt sein und darf keine Badekleidung tragen. Neben der Sauna gibt es FKK-Strände und Wiesen, auf denen man sich nackt in die Sonne legen darf. 

Warst du schon einmal an einem FKK-Strand? Woher kommt die FKK?

Der erste Verein zur Förderung der freien Körperkultur ist am Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Zur Zeit der Industrialisierung und der wachsenden Großstädte wollten die Menschen zurück in die Natur. Nacktheit wurde nicht nur mit Freiheit, sondern auch mit Gesundheit in Verbindung gebracht. Während der Nazis war FKK erst verboten, ab 1942 aber wieder erlaubt. Nach der deutschen Teilung in Ost und West wurde FKK vor allem im Osten beliebt und ist es bis heute.

FKK scheint nicht überall normal zu sein 

Dass FKK etwas Außergewöhnliches ist, habe ich erst gemerkt, als ich vor 15 Jahren nach Südeuropa ausgewandert bin. Die Spanier haben zwar auch FKK-Strände, aber beliebt sind die nicht besonders. Auch die Saunakultur ist natürlich nicht die gleiche wie in Deutschland. Trotz der hohen Temperaturen tun sich die Menschen schwer, sich vor anderen auszuziehen. Nacktheit ist mit Scham behaftet und wird mit Sexualität in Verbindung gebracht.

Auch die meisten anderen Kulturen und Länder sehen das scheinbar so. Das, was ich immer als normal empfunden habe, ist die Ausnahme. Gemischte Duschräume, sich schnell vor Freunden umzuziehen oder ein spontanes Bad nach dem Klettern ist für die meisten kaum vorstellbar. Nicht nur bei Freunden, sondern auch bei meinem Partner sind solche Ideen auf absolute Ablehnung gestoßen.

Würdest du FKK ausprobieren?  Warum ich so bin, wie ich bin? 

Ich bin in Ostdeutschland aufgewachsen. Natürlich sind nicht alle Deutschen oder Ostdeutschen wie ich, aber in meiner Familie und in meinem Freundeskreis war FKK und Freizügigkeit schon immer normal.
Ich möchte deswegen 5 Situationen aus meiner Kindheit und Jugend kurz erwähnen, die die Nacktheit für mich zur normalsten Sache der Welt gemacht haben und worüber meine Freunde und mein Partner noch heute den Kopf schütteln.

1. Zu Hause ist FKK-Zone 

Seit ich ein Kind bin, bin ich es gewohnt, meine Eltern und auch Oma nackt zu sehen. Der eine putzt die Zähne, der andere duscht. Morgens nackig durch das Haus zu laufen, ist bis heute kein Problem. 

2. Sport und Scham 

Ob Karate, Judo oder andere Sportarten, da wo ich trainiert habe, war es normal, gemischt zu duschen und sich im gleichen Raum umzuziehen. Wenn man zusammen schwitzt und trainiert, ist das dann auch kein Problem mehr.

3. FKK-Strände 

Egal, wo ich mit meinen Eltern Urlaub gemacht habe, wenn es FKK-Strände gab, waren wir dort. Auch am Wochenende am Stausee-Strand oder an der Ostsee, die, die dabei waren, sind auch nackt baden gegangen. Das war schon immer so.

4. Natur und Pragmatismus 

Ich war und bin immer noch viel draußen unterwegs. Egal, ob wandern, klettern oder campen, man will nicht nur, sondern muss sich auch mal baden und sich umziehen. Wer keine nasse Unterwäsche mag oder 20 Minuten zum Umziehen reservieren will, hat es leichter, wenn er blankzieht.

5. Sauna ist im Winter heilig 

Nach dem Sport oder an kalten Wochenenden ab in die Sauna, das fand ich schon immer gut. Als Teenager habe ich oft meine Lehrer in der Sauna getroffen und was soll ich sagen, es waren auch nur Menschen.

Nacktheit und Sex 

Da ich sehr freizügig groß geworden bin, konnte ich die Vorurteile und die Scham meiner Freunde nur selten verstehen. Dass für viele nackte Körper etwas mit Sex zu tun haben, ist eher eine Frage der Erziehung, als ein haltbarer Fakt. 

Leider trägt die sexualisierte Werbung ihren Teil dazu bei, dass Sex und Nacktheit scheinbar untrennbar sind.

Wer oft FKK macht, weiß, dass Nacktheit nach einigen Minuten uninteressant wird. Alles zu sehen, nimmt die Spannung aus der Sache. Ein knapper Bikini oder ein kurzer Rock regt die Fantasie viel mehr an, als ein komplett nackter Körper.

Glaubst du mir nicht? Probier es aus!

FKK und die Zukunft 

Es gibt viele aktuelle Diskussionen über dieses Thema. Vor allem die jüngere Generation lehnt FKK mehr und mehr ab. Für mich persönlich ist das sehr schade. Ich genieße aber weiterhin das FKK-Erlebnis in der Natur oder wenn ich in Deutschland bin.

Einer meiner absoluten Lieblingsorte ist das Thermalbad in der Nähe meiner Heimatstadt. Dort kann man nicht nur prima in die Sauna gehen, sondern auch eine große Badelandschaft genießen. Dieses Bad ist das einzige in Deutschland, wo man ab 12 Uhr mittags nackt sein muss. Ich finde das nicht nur angenehm, sondern es ist auch schön, einen normalen Umgang mit dem Körper zu sehen. Am Ende sehen wir alle gleich aus. Manche jünger, manche älter, das ist alles. Niemand muss sich schämen, weil er nicht wie Arnold Schwarzenegger oder sie nicht wie Heidi Klum aussieht. 

Ich mag diesen lockeren Umgang und hoffe, dass das in Zukunft auch so bleibt. Mein Freund traut sich übrigens noch nicht, aber irgendwann wird vielleicht auch er seine Scham überwinden.

Madeleine

我來自德國的德勒斯登。 18歲時,我移居西班牙,大學主修文學和哲學。 取得德語教學碩士學位後,我開始從事德語老師的工作。 現在,我有了超過12年的工作經驗,仍然喜歡教授德語。 我會說西班牙語,英語,意大利語,法語,我正在學習坦米爾語。 我喜歡閱讀和寫作,做飯,運動。

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *