loader image
 

B1德國文化Die Deutschen machen blau – und zwar so richtig!

January 6, 2022by Madeleine0
https://de-mike.com/wp-content/uploads/2022/01/pexels-cedric-fauntleroy-8154163-1280x853.jpeg

Es ist Montagmorgen, das Wochenende war zu kurz, die Nächte zu lang. Zu viel Alkohol und zu wenig Schlaf haben Feng zugesetzt und jetzt ist er total kaputt. Er ist viel zu müde, um den ganzen Tag im Büro zu sitzen. Sein Kopf tut immer noch weh und sein Magen fühlt sich auch komisch an. Feng grübelt und grübelt. Was kann er nur tun? 

 

Es ist Montagmorgen, das Wochenende war zu kurz, die Nächte zu lang. Zu viel Alkohol und zu wenig Schlaf haben Feng zugesetzt und jetzt ist er total kaputt. Er ist viel zu müde, um den ganzen Tag im Büro zu sitzen. Sein Kopf tut immer noch weh und sein Magen fühlt sich auch komisch an. Feng grübelt und grübelt. Was kann er nur tun? 

Feng, mach doch einfach blau!

“Blau?”, fragt sich Feng und kratzt sich am Kopf.

Ja, Feng! Blaumachen oder krankfeiern. 

Blaumachen=krankfeiern)

Feier doch einfach krank!

Nach noch mehr Feiern ist Feng gar nicht zumute. Dabei hat krankfeiern nicht so viel mit Party zu tun, sondern eher mit Ruhe. Krankfeiern bedeutet, sich beim Arbeitgeber krankzumelden, ohne wirklich krank zu sein. Man lügt seinen Chef also an, um zu Hause zu bleiben. Die Gründe können verschieden sein. Vielleicht fühlt man sich wirklich nicht gut oder hat einen anderen Termin oder aber, wie in Fengs Fall, hat man am Wochenende zu sehr “die Sau rausgelassen”.

Aber feiern die scheinbar zuverlässigen und fleißigen Deutschen wirklich krank?

Ja, und nicht wenig!

Der Schaden, der den Arbeitgebern dabei verursacht wird, wird in Milliardenhöhe geschätzt. Jährlich werden über 40 Millionen registrierte Krankheitsfälle mit über 500 Millionen Fehltage gemeldet. Wie viele davon “echt” sind, ist schwer zu sagen. Denn nach deutschem Arbeitsrecht gilt: “Krank ist krank.” Der Arbeitgeber muss also erstmal die Krankschreibung “für bare Münze nehmen”, denn bei einer Erkrankung hat der Arbeitnehmer das Recht zu Hause zu bleiben und sich auszukurieren.

Aber warum denn nun blaumachen? Kann man auch grün- oder rotmachen?

Die Redewendung “blau machen” kommt ursprünglich vom “blauen Montag”. Der blaue Montag war früher ein freier Tag für die Färbergesellen. Ihre Arbeit war es sonntags Stoffe und Wolle in ein Bad zu legen, damit die Chemikalien einwirken konnten. Am Montag wurde die Wolle dann an der Luft getrocknet, bis sie durch eine chemische Reaktion blau wurde. Solang hieß es also warten und nichts tun – der blaue Montag war geboren.

Krankfeiern und blaumachen bedeutet heutzutage das Gleiche. Allerdings musst du wissen, lieber Feng, wenn du von deinem Arbeitgeber beim Blaumachen erwischt wirst, kannst du die Kündigung bekommen. Durch das Vortäuschen falscher Tatsachen verletzt der Arbeitnehmer nicht nur das Vertrauensverhältnis, sondern auch seinen Arbeitsvertrag. In so einem Fall kann es sogar eine fristlose Kündigung, also eine Kündigung mit sofortiger Wirkung, geben. 

Pass also auf, Feng. Wenn du krankfeiern willst, dann doch bitte richtig. Ist doch auch nur für heute, oder?

Deutsche Effizienz, jetzt also doch!

 

Um richtig krankfeiern zu können, solltest du, lieber Feng, einiges beachten. Für eine kurzfristige Krankschreibung gilt vor allem Beschwerden zu haben, die der Arzt nur schwer überprüfen kann. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Bauchschmerzen          
  • Übelkeit                         
  • Rückenschmerzen         
  • Kopfschmerzen              
  • Magen-Darm-Probleme

Um einen Tag blauzumachen, reichen diese Symptome allemal. Achtung, der Arbeitgeber kennt diese kleinen Tricks nur zu gut. Du solltest es also mit dem Krankfeiern auch nicht übertreiben. 

Ganze Internetseiten widmen sich dem Thema erfolgreich Symptome vorzutäuschen und so krankzufeiern. Hättest du das von den Deutschen gedacht, Feng?

 

Anleitungen wie die folgende geben hilfreiche Tipps, wie es mit dem freien Tag klappt. Eine könnte beispielsweise lauten:

Schritt 1: Versetz dich in die Rolle

Schritt 2: Zeige schon am Vortag Anzeichen deiner Krankheit

Schritt 3: Täusche Schwindel, Blässe oder Fieber vor

Schritt 4: Tu so, als wärst du wütend darüber, krank zu sein

Schritt 5: Es sollte dir nicht blitzartig besser gehen

Und Feng? Bekommst du das hin? Das ist aber noch nicht alles. Ein guter Schauspieler zu sein, reicht leider nicht aus. Jetzt greift die deutsche Bürokratie!

 

Die deutsche Bürokratie

Wer nicht zur Arbeit kommen kann, muss das unverzüglich vor Arbeitsbeginn dem Arbeitgeber mitteilen. Das sollte unbedingt passieren, bevor ein Arzt aufgesucht wird, sonst zählen die ersten Stunden als Fehlstunden und das kann sogar eine Abmahnung bedeuten. Dabei reicht ein Anruf im Büro oder eine schriftliche Krankmeldung beispielsweise per E-Mail aus. 

Das gilt übrigens auch, wenn man wirklich mal krank ist. Damit ist es in diesem Fall nicht getan. Laut Gesetz muss spätestens nach drei Krankheitstagen ein ärztliches Attest eingereicht werden. Der Arbeitgeber darf aber auch schon nach dem ersten Tag eine Krankschreibung fordern. Atteste und Bescheinigungen müssen dann lückenlos eingereicht werden, solang der Arbeitnehmer krank ist.

Insgesamt muss der Arbeitgeber das volle Gehalt für sechs Wochen weiterzahlen, danach übernimmt die Krankenkasse. Sie zahlt bis zu 78 Wochen Krankengeld. Die Zahlung beträgt bis zu 70 % des Bruttogehalts und 90 % des Nettogehalts.  

Was genau während der Krankschreibung erlaubt ist, hängt von der Art der Krankheit ab. Wenn der Arzt keine strikte Bettruhe verschreibt, dürfen Einkäufen, Spaziergängen und selbst leichten sportlichen Aktivitäten nachgegangen werden. Selbst für Krankheit während des Urlaubs und einem kranken Kind daheim gibt es komplexe Regelungen. Demnach dürfen die Urlaubstage zurückgeholt werden, wenn man während der Ferien krank wird. Bei einem kranken Kind stehen dem Arbeitnehmer 30 Kinderkrankentage pro Jahr zu, die zur Betreuung des Kindes genutzt werden können. Natürlich alles mit offiziellem Krankenschein, das versteht sich von selbst, oder Feng?

Und? Wie hast du dich entschieden? Willst du wirklich krankfeiern oder schleppst du dich ins Büro? 

Das schlechte Gewissen treibt Feng aus dem Bett. Bei so vielen Vergünstigungen fühlt er sich schlecht, seinen Chef anzulügen und kann deswegen das Blaumachen sowieso nicht genießen.

Na dann Feng, ab ins Büro! Das wird sicher ein langer Tag!

Madeleine

我來自德國的德勒斯登。 18歲時,我移居西班牙,大學主修文學和哲學。 取得德語教學碩士學位後,我開始從事德語老師的工作。 現在,我有了超過12年的工作經驗,仍然喜歡教授德語。 我會說西班牙語,英語,意大利語,法語,我正在學習坦米爾語。 我喜歡閱讀和寫作,做飯,運動。

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *